Die antihermeneutische Stellung Goethes in den “Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten” / M. Pirro. - In: ORBIS LITTERARUM. - ISSN 0105-7510. - 56:6(2001), pp. 417-442. [10.1111/j.0105-7510.2001.oli560602.x]
Die antihermeneutische Stellung Goethes in den “Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten”
M. Pirro
2001
Abstract
Die erzählerische Struktur der Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten beruht auf einem engen Zusammenspiel zwischen der im Rahmen beschriebenen Situation der kleinen Gemeinschaft, die sich um den klugen Geistlichen versammelt, und den in den verschiedenen Erzählungen dargestellten Ereignissen, deren intendierte Bedeutung von den Zuhörern meist mißverstanden wird. Unter anderem aufgrund der Gemeinsamkeiten, die den Erzähler der Unterhaltungen und Goethe miteinander verbinden, so, wie der Schriftsteller in Champagne in Frankreich sich selbst als frustrierten und nicht immer willkommenen Gast bei den nach Pempelfort geflohenen Adligen darstellt, gelangt man zu einer Interpretation der Beziehungen Goethes zur Französischen Revolution, deren Hauptpunkt darin besteht, daß die politischen Umwälzungen dem Schriftsteller den später nicht mehr widersprochenen Eindruck vermittelt hätten, das Verhältnis des Publikums zu den literarischen Werken sei durch die allgemeine Politisierung der Gesellschaft unwiederbringlich getrübt. Im Verhalten des Erzählers und der Zuhörer im Rahmen der Unterhaltungen spiegelt sich somit die Strategie des Erzählers Goethe wider, die dazu neigt, die vielfältigen, irreführenden Interpretationen, denen sich die politisierte Gesellschaft hingibt, dadurch ungültig zu machen, den »Geist der Erzählung«über jegliche moralische, zu praktischen Zwecken unmittelbar benutzbare Bedeutung der dargestellten Geschichten ungebändigt schweben zu lassen.File in questo prodotto:
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