Die deutsch-jüdische Schriftstellerin Grete WEIL (1906–1999) hat in ihren vier Romanen wie auch in ihrer weniger bekannten Kleinepik eine in der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit einmalige Darstellung der Judenverfolgung und -Ermordung und von deren Spätwirkungen in der Nachkriegsgesellschaft geleistet, die über den autobiographisch klar erkennbaren Bezug hinaus eine verzweifelte Suche nach einer gemeinsamen, Selbst- und Fremdwahrnehmung einbeziehende Erkenntnis ist, die zugleich aber die Spuren des Scheiterns bewusst in sich birgt. Folgende interkulturell arbeitende Interpretation von Weils Romanen geht der Frage nach, wie die durch den Rückgriff auf Figuren und Themen aus verschiedenen kulturellen Diskursen vollbrachte perspektivische Brechung der eigenen und der fremden Identität der doppelten Aufgabe dienen soll, ein auf Differenz und Pluralismus ruhendes, gemeinsames Gedächtnis der Shoah versuchsweise und temporär zu stiften und zugleich die Unmöglichkeit einer endgültigen „Bewältigung der Vergangenheit“, die Notwendigkeit der ständigen kulturellen Begegnung zu behaupten.

Grete Weils Romane aus interkultureller Sicht / M. Castellari - In: Der deutschsprachige Roman aus interkultureller Sicht / [a cura di] G. Rácz, L. V. Szabó. - Wien : Praesens, 2009. - ISBN 978-3-7069-0559-6. - pp. 53-74

Grete Weils Romane aus interkultureller Sicht

M. Castellari
Primo
2009

Abstract

Die deutsch-jüdische Schriftstellerin Grete WEIL (1906–1999) hat in ihren vier Romanen wie auch in ihrer weniger bekannten Kleinepik eine in der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit einmalige Darstellung der Judenverfolgung und -Ermordung und von deren Spätwirkungen in der Nachkriegsgesellschaft geleistet, die über den autobiographisch klar erkennbaren Bezug hinaus eine verzweifelte Suche nach einer gemeinsamen, Selbst- und Fremdwahrnehmung einbeziehende Erkenntnis ist, die zugleich aber die Spuren des Scheiterns bewusst in sich birgt. Folgende interkulturell arbeitende Interpretation von Weils Romanen geht der Frage nach, wie die durch den Rückgriff auf Figuren und Themen aus verschiedenen kulturellen Diskursen vollbrachte perspektivische Brechung der eigenen und der fremden Identität der doppelten Aufgabe dienen soll, ein auf Differenz und Pluralismus ruhendes, gemeinsames Gedächtnis der Shoah versuchsweise und temporär zu stiften und zugleich die Unmöglichkeit einer endgültigen „Bewältigung der Vergangenheit“, die Notwendigkeit der ständigen kulturellen Begegnung zu behaupten.
G. Weil ; shoah ; interculturalità
Settore L-LIN/13 - Letteratura Tedesca
2009
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